Nach zwei Tagen der bewussten, erkältungsbedingt verordneten Ruhe hat es
schon ein wenig in den Füßen gekribbelt. Es kam sogar schon sowas wie ein
schlechtes Gefühl dazu, den Plan der Woche nicht einhalten zu können. In
solchen Augenblicken sollte man sich schon mal selbst ganz fest auf die Füße
treten, denn schließlich soll nicht nur der Lauf in Biel Spaß machen, sondern
auch das Training auf dem Weg dahin. Diesen Plan werde ich schon mit einem
gewissen Maß an Konsequenz verfolgen, aber er darf nicht als unumstößliches
Dogma das Leben um den Lauf herum ausblenden und zum Krampf werden. Klingt doch
eigentlich ziemlich vernünftig, sachlich und nachvollziehbar. Aber manchmal
spielt halt der Kopf die Geige ein wenig anders. Schluss mit dem Gefasel
;-) .... Gestern Abend ging also wieder los. 17:15
Uhr, trocken, 0 Grad Celsius, geplant 10km als Wiedereinstieg, das zu den unumstößlichen
äußeren Parameter. Das letzte verbliebene Lux an Helligkeit begleitet mich auf
den ersten Metern der Strecke von Rinsdorf nach Wilnsdorf. Die Strecke führt
mich über die L907, Industriegebiet Lehnscheid nach Wilnsdorf. Für diesen
Streckenabschnitt hat die Gemeinde Wilnsdorf einen Bürgerradweg geplant, der
dem kompletten nichtmotorisierten Langsamverkehr die Chance eröffnen soll,
komplett abseits der Landstraße L907, gefahrlos nach Wilnsdorf zu gelangen. Ich
freue mich als Radfahrer und Läufer gleichermaßen auf seine Fertigstellung.
Aber soweit ist es leider noch nicht und
der Kilometer vom Ortsausgang Rinsdorf zum Industriegebiet Lehnscheid
(Spedition Kopfer) führt genau an dieser Straße entlang. Dieser Abschnitt ist
zwar schon auf 70km/h reglementiert, aber auch ein LKW, Linienbus oder auch
PKW, 70km/h fahrend, wird zu einer Bedrohung, falls er mit knapp 50cm Abstand
an mir vorbeifährt. In der Dunkelheit trage ich grundsätzlich eine helle
Laufjacke über die ich eine Reflektionsweste von Asics trage. Die Laufhose
verfügt ebenfalls über Reflex Prints. Ich laufe auf der linke Seite dem Verkehr
entgegen. Außerdem trage ich eine „eingeschaltete Kopflampe“ (LED Lenser H7R) ,
die ich, um den Verkehr nicht zu blenden, nach unten auf den linken Seitenstreifen,
jenseits der Fahrbahn gerichtet habe. Tja, so verhalte ich mich als Läufer auf
diesem Kilometer. Also gesehen werde ich auf jeden Fall. An meinen passiven
Sicherheitsmaßnahmen kann es also nicht liegen, das gut 50% der Autofahrer Jagd
auf mich machen, und auch ohne Gegenverkehr keinen Sicherheitsabstand
einhalten, sondern ungeachtet meinerseits nahe dem Markierungsstreifen folgend,
ihre Fahrt weiterführen. Selbst das extrem blendende Fernlicht wird nicht
einmal von der Hälfte der Autofahrer ausgeschaltet. In solchen Augenblicken frage
ich mich immer wieder was wohl in der „Hirse“ dieser Menschen abgeht. Scheinbar
sind sie noch nie in einer ähnlich vergleichbaren Situation als Fußgänger
unterwegs gewesen. Ich wähle für mich immer die sicherer Variante und laufe
noch weiter außen, als es auf eine Provokation ankommen zu lassen. Schade, das Miteinander
könnte so einfach sein. Aber die Verrohung und Gleichgültigkeit anderen
Menschen gegenüber findet scheinbar auf der Straße eine sehr große Spielweise. Traurig aber wahr ...
Besagter Streckenabschnitt, Quelle: Google Maps
Zurück zum Lauf. Die dann tatsächlich gelaufenen 12 Kilometer führten mich
entlang des Friedhofes in Wilnsdorf bis kurz vor den Wielandshof und
anschließend wieder zurück nach Rinsdorf. Insgesamt war es ein schönes
Abendläufchen mit einem moderaten Minutenschnitt von 5:34 pro Kilometer.
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