Seit Monaten wühle ich mich inzwischen durch Laufberichte, Erzählungen und Mythen
den 100km-Lauf von Biel betreffend. Flache Anstiege, die jenseits der
Marathondistanz zu fast unüberwindbaren Steigungen werden. Viele Läufer, das
Gehen als eine Möglichkeit der reinen Fortbewegung schon ablehnend, schämen
sich keineswegs Gehpausen einzulegen. Selbst Dieter Baumann konnte dieser Art
der Entfernungsüberbrückung nicht widerstehen, so gerne er das auch vermieden hätte.
Und dann kommt er, ein scheinbar schöner Landschaftsabschnitt, ein schmaler,
knorriger Fußweg, ab Kilometer 56, ca. 10 Kilometer lang, einem Fluss folgend.
Der „Emmedamm“. Diese tatsächliche Bezeichnung des Uferweges trifft zwar wahrheitsgemäß
zu, trifft aber bei weitem nicht die sich dort einmal im Jahr abspielenden
Läuferdramen. Daher hat man diesem „Körnerfresser“ den Namen „Ho Chi Minh Pfad“
verliehen.
Für einige taucht er als ein zusätzliches Verletzungsrisiko in noch in
tiefster Dunkelheit auf, für den Großteil der 100km-Bezwinger zeigt er jedoch
sein Antlitz erst bei aufgehender Sonne. Aber auch dabei verliert dieser
Abschnitt scheinbar nichts von seinem kräfteraubenden Charakter. Jene Läufer,
die sich bis jetzt auf einen fahrbaren Lebensmittelladen incl. mentaler Unterstützung
durch ihren Fahrradbegleiter verlassen konnten, sind jetzt auch auf sich
alleine gestellt. Denn hier gilt während des Bieler 100km-Laufes absolutes Fahrrad- und
Begleitverbot.
Dies jetzt zu schreiben ist schon eine Art der Vorbereitung für mich. Ich
muss es mir kopfmäßig erst einmal vorstellen können diese Strecke mit all ihren
Unwägbarkeiten zu laufen, um mich dieser physischen Belastung tatsächlich zu stellen.
Neben der reinen Laufvorbereitung gehört auch die Auseinandersetzung mit der
Strecke dazu. Da ich 2012 Ersttäter sein werde, kann ich mich nur auf die
Erfahrungen und Erlebnisse anderer incl. derer von z.B. Werner Sonntag und Wolfgang Olbrich verlassen. Trotz all
der dort beschriebenen Schlüsselsituationen möchte ich trotzdem in irgendeiner
Art unbefangen an die Strecke gehen. „Unmöglich !!!“ ... Stimmt, denn ist es
mir schon wichtig ein wenig von den begangenen Fehlern und Erkenntnissen zu
profitieren.
Also
versuche ich vieles an Informationen zu sammeln, damit das Puzzle möglichst
vollständig wird. Ein ganz großes Teil ist dabei auch dieser berüchtigte Pfad.
Er ist ein Grund dafür meine Stirnlampe mitzunehmen. Schließlich hat man keine
Gewähr dafür während der kritischen Passagen das Licht von Mitstreitern zu
nutzen.
Dieser „Ho
Chi Minh Pfad“ ist oftmals auch der Zeitpunkt sich endgültig von einer
geplanten Gesamtzeit zu verabschieden. Steine, egal wie groß und sich über den
Weg windendes Wurzelwerk werden bei einem Kniehub von nur knapp über einem 1cm zu
einem schier unüberwindlichen Hindernis. Oh man, man spürt förmlich das
Aufbäumen und die wachsende Hoffnung des inneren Schweinehundes doch noch was
ausrichten zu können.
Weitergehende Informationen:
Quelle: Bieler Tagblatt
Das Original:
Der Ho-Chi-Minh-Pfad (Đường mòn Hồ Chí
Minh) war ein Netz aus Straßen, das von Nordvietnam nach Südvietnam reichte und zum Teil durch die Nachbarländer Laos und Kambodscha führte. Der Pfad diente während des Vietnamkriegs als logistische Unterstützung des Nordens für die im Süden kämpfende Nationale
Front für die Befreiung Südvietnams.
Der Pfad
wurde nach dem nordvietnamesischen Präsidenten Hồ Chí Minh benannt.
Die Bezeichnung war jedoch nur im Westen gebräuchlich, in Vietnam wurde der
Pfad als Đường Trường Sơn (Truong-Son-Straße) bezeichnet, benannt nach
der Gebirgskette Truong Son in Zentralvietnam.
Quelle: Wikipedia
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