Montag, 28. Oktober 2013

Das „Murmeltier“ und die ewig gleichen motivierenden Sprüche

Ok, 2012 konnte sich kaum jemand in meinem Bekanntenkreis und in meiner Verwandtschaft auch nur ansatzweise vorstellen, 100 Kilometer laufend zu bewältigen. Dabei spielte auch die Startzeit von 22:00 Uhr eine eher unbedeutende Nebenrolle. Man nahm damals nicht nur keine Notiz davon, man brachte auch kein Verständnis für mein Ziel und die dafür notwendige Vorbereitung auf. Auffallend war diese besonders in den Situationen, in denen es in direkter Konfrontation zu deren Wünschen und Forderungen an uns stand. Ich stand auf einmal nicht mehr zu 100% zur Verfügung. Damals wurde mir sehr schnell klar, dass ich bislang einfach nur zu funktionieren hatte und zwar in IHREM Interesse. Denn solange war alles in bester Ordnung. So erregte ich 2011/2012 auch nur dann deren ungeteilte Aufmerksamkeit, als sich unsere Wege im von IHNEN eingeforderten Helfermodus kreuzten. Unser bisheriges Helfen, Beistehen, Zuhören, einfach nur Dasein, was wir immer gerne gemacht hatten, bekam auf einmal den Stempel „Selbstverständlichkeit“ aufgedrückt. Es wurde nicht mehr in Frage gestellt, es war nichts Wertvolles, es wurde einfach vorausgesetzt. Wir waren gesetzt!!! Dies hat im Positiven auch etwas von Vertrauen und Verlässlichkeit. Genau so soll es eigentlich auch sein.

Dann aber rückte ein bestimmter Termin in den Fokus des Geschehens. Und genau an diesem Präzedenzfall in der letzten Vorbereitungswoche vor "Biel 2012" wurde dann alles manifestiert. Die Karten wurden neu gemischt. Meine Person, unsere Familie wurde anschließend komplett neu und nachhaltig anders eingruppiert. Alles Funktionieren der Vergangenheit wurde verdrängt und aus deren Köpfen gelöscht. Unsere Nähe, die wir bis dahin wirklich gerne erbracht hatten, war schlagartig wie wegradiert. Jetzt brach die Zeit IHRER Retourkutschen über uns  herein. Mit kleinkarierten, wohl dosierten, manchmal auch bösartigen Aktionen ließ man uns unsere neue, jetzt zugewiesene Rolle immer deutlicher spüren. In der Öffentlichkeit, zu bestimmten feierlichen Anlässen, sprühte deren Kreativität besonders auf.

Fast alle anderen in dieser Verwandtschafts-Pyramide nahmen und nehmen diese unsere Zurechtweisung unkommentiert hin. Wir hatten’s verschisssen ... sei’s drum. Nur ganz wenige hatten bemerkt, wie knapp sie selbst an einem "Tadel", einem "Verweis" vorbeigeschlittert waren. Für diese Glücklichen stand urplötzlich auch einiges auf dem Spiel. Denn jetzt galt es nicht falsch Partei zu ergreifen.

Unser Fazit: Wer für diese meine extreme Situation kein Verständnis aufbringen wollte, der hatte schon damals nicht die Nähe, die man uns über Jahre immer vorgespielt hatte. Denn gemessen wurden wir scheinbar auch damals nur daran, wie nah wir IHNEN und IHREN Problemen waren.Die notwendige Gegenseitigkeit wurde und wird nicht gelebt. 
Neben diesem eigentlich banalen Lauf gab es bei uns eine viel wichtigere berufliche Herausforderung. Auch diese Möglichkeit wurde nur dazu genutzt, Salven von Vorwürfen und Unverständnis abzufeuern. Denn auch in diesem Fall, standen wir nicht immer für alles geforderte zur Verfügung. Das musste und muss bestraft werden. Wir unterscheiden uns. Unterschiede mag man nicht. Das wirkt befremdlich, wenn nicht gar bedrohlich.

Wir haben es spät, mal wieder sehr spät verstanden. Manchmal benötigen wir mehrere außergewöhnliche Situationen, um Menschen endlich von ihrer richtigen, scheinbar wohl einzigen Seite zu erkennen. Wir sind irgendwie zu naiv für diese Welt. 
Umso wichtiger für uns sind daher unsere Engsten und einige sehr wenige Freunde. Nur dadurch wurde es damals für uns möglich beide Herausforderungen zu leben. 
Das Unangenehme gemeinsam zu tragen, schweißt Menschen zusammen. „Friede – Freude - Eierkuchen-Zeiten“ sind dafür eindeutig die falschen Gradmesser. Vorwürfe, Anfeindungen und Zurechtweisungen gepaart mit Desinteresse sind eindeutig die falschen Zutaten für empathisches Miteinander. Empathie ist das Gefühl für den anderen. Wahre Freundschaft zeigt sich erst dann, wenn ernsthaftes Interesse an den Unterschieden, an dem Fremden, an dem Trennenden gelebt wird. Das Gemeinsame hilft bei der Freundschaft, aber alleine macht sie diese nicht auf Dauer tragfähig.

Die jüngsten Kommentare verstärken und bestätigen den schon damals gewonnenen Eindruck und stützen uns in der langsam gewachsenen Einschätzung:
 
"Schon wieder Biel, ich denke einmal reicht doch, oder?"
"Wie oft brauchst du das denn noch?"
"Macht dir das denn wirklich Spaß?"
"Hast du sonst nichts zu tun?"
"Da bleibt aber sonst bestimmt wieder viel liegen."

Gut, dass ich eine Familie habe, die sich mit mir freuen kann.  Auch dadurch kann ich es mir vorstellen, dieses Ziel nochmals zu erreichen. In diesem Moment kommt Christian Bischoff wieder um die Ecke: „...denn nur für das Ziel, was man sich vorstellen kann, lässt die sich Willenskraft begeistern, die dazu nötige Kraft und Selbstdisziplin aufzubringen...“

Also raus aus der "Komfortzone", auf nach „Biel“ ;-) 
...auch wenn es eine Wiederholungstat ist !!!
Nachtrag:

Empathie als messbare Schlüsselkompetenz:

- Kognitive Empathie: Das Verhalten Anderer verstehen und antizipieren (voraussagen)
- Emotionale Empathie: mitfühlen, nachempfindend akzeptieren als Basis guter Beziehungen

Empathie als Kompetenz: Gefühle verstehen, die Bedeutung der (non)verbalen Botschaft entschlüsseln und nutzen.

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