Dienstag, 26. Juni 2012

Event-Patriotismus

Während der jetzt stattfindenden Fußball Europameisterschaft erwacht in Deutschland wieder schlagartig der Wunsch zum gelebten Patriotismus. Immer und fast ausschließlich zu Fußballgroßereignissen wird in vielen Deutschen das Verlangen groß auch selbst einmal die Verbundenheit zu dem Land der eigenen Nationalmannschaft nach außen zu dokumentieren. Auch die Menschen, denen man diese bei uns eher noch scheu gelebte Nachaußendarstellung niemals zugetraut hätte, schmücken ihren Wagen mit kleinen Fähnchen und/oder Außenspielverkleidungen. Sobald jedoch der sportliche Erfolg aus bleibt, oder ein wenig Gras über das Ereignis gewachsen ist, erlischt diese freudig gelebte Symbolaktivität ebenso schlagartig. Warum fällt es den Deutschen so schwer ein wenig Patriotismus auch im normalen Alltag zu leben. Vergleicht man unser doch eher gequältes Verhältnis zur eigenen deutschen Heimat, so gehen viele andere Länder wesentlich lockerer, entspannter, aber auch tiefgründiger mit dieser Normalität um.
Während einer Talkrunde nutzte Werner Hansch eine Umschreibung, die in meinen Augen das momentan gelebte Vaterlandsgefühl mit "Event-Patriotismus" sehr treffend wiedergibt.
Denn viel mehr ist es oftmals nicht.

Zu einem Alltags-Patriotismus würde in meinen Augen auch die aktive Teilhabe und Mitgestaltung  in unserem Land, unserer Stadt oder auch unseres Ortes gehören. Dazu zählen aus meiner Sicht unter anderem auch die Nutzung unseres Wahlrechtes auf allen Ebenen, die Integration aller Menschen, das Nichtausgrenzen schwacher Bevölkerungsgruppen, das Mitwirken an übergreifenden Problemlösungen. Dazu reicht es dann nicht aus nur zu bestimmten Partyzeiten Flagge zu zeigen. In vielen Alltagssituationen habe ich jedoch eher den Eindruck, dass der ständig wachsende Egoismus das dazu notwendige "Wir-Gefühl" im Keim zu Ersticken droht.

Quelle zu "Event-Patriotismus":
Werner Hansch (deutscher Sportreporter)  anlässlich einer Talkrunde bei „Hart aber Fair“ (Moderator: Frank Plasberg)

Aussage Peter Hahne (ausgeliehen bei Paul Spiegel): 
"Patriotismus sei das beste Bollwerk gegen Nationalismus."

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