Neben der trainingsbedingten Vorbereitung auf Biel, bleiben für mich natürlich
die Pflichten im Haushalt weiter bestehen. Also trage ich gestern Abend den
Wäschekorb in die Waschküche und fülle die Maschine mit dunkler 30 Grad-Wäsche.
Wäsche rein, Wasser aufdrehen, Maschine ein- und anstellen und raus geht’s auf
die Strecke. Gestern war es um 17:30 Uhr noch recht hell und ich entschied mich
für die Strecke durch den Wald nach Wilnsdorf. Mit Stirnlampe auf alle
Eventualitäten vorbereitet, mache ich mich auf den Weg. Die ersten steilen 300m
hinauf zum Startpunkt der Laufstrecke gehe ich locker und langsam und gönne
meiner Garmin 310XT so die notwendige Zeit den Kontakt zu möglichst vielen
Satteliten aufzunehmen. Am sogenannten Startpunkt all der Strecken, die bei uns
vor der Haustür im Wald beginnen, starte ich die Uhr und laufe bewusst locker und
fast schleichend los. Ich versuche so die Belastung für die gesamte
Oberschenkelmuskulatur möglichst gering zu halten. Auf den ersten 2 Kilometer geht es leicht
aber stetig bergauf. Nachdem ich auf diesem Abschnitt die ersten 90 Höhenmeter
bezwungen habe, gehen mir auf einmal zwei Zahlen nicht mehr aus dem Kopf. 900 Umdrehungen
und 60 Grad .... 60 Grad ???? 60 Grad !!!!!
Sch..... , verfl.... noch mal !!!!!! Schlagartig
bin ich mir total unsicher, ob ich die Waschmaschine nicht versehentlich auf 60
statt auf 30 Grad eingestellt habe. Ich kann mir bis jetzt nicht erklären,
warum auf einmal an diese beiden Zahlen denken musste. Das Laufhandy, was ich
auf Geheiß meiner Töchter immer dabei haben sollte, liegt natürlich geschützt
und muggelig warm Zuhause auf dem Schrank. Nochmals Sch...., verfl.... noch mal
!!!! Was mache ich jetzt bloß, soll ich meinem langjährigen, eingeschliffenen Automatismus
vertrauen, es bestimmt richtig gemacht zu haben und so bewusst das Risiko zu tragen
möglicherweise die gesamte Wäsche um eine Größe geschrumpft zu haben. Das
Gejammer der Familie will ich dann doch nicht riskieren und ich drehe recht
frustriert um. Nach weiteren 11 Minuten,
den schleichenden Schritt habe ich inzwischen ein wenig aufgegeben, und 2
Kilometer Rückweg stehe ich vor der Waschmaschine. 60 Grad ???? 60 Grad !!!!
Wie konnte das nur passieren. Falsch. Wie konnte das MIR passieren. I c h h a b e
k
e i n e A h n u n g. War es die Vorfreude auf den bevorstehenden
Lauf oder wirft mein Alter, ich starte dieses Jahr zum ersten Mal in der Kategorie M50, bereits seinen bedrohlichen Schatten voraus.
Sei’s drum. Ich korrigiere die Einstellung, die Waschmaschine nimmt die
Änderung ohne Murren entgegen und ich mache mich leicht angesäuert aber
irgendwie doch zufrieden wieder auf den Weg zum Startpunkt. Die Glocken läuten
im Tal. Dies ist ein sicheres Zeichen dafür, dass wir inzwischen 18:00 Uhr
haben. Trotz allem Hin und Her bin ich froh doch auf meine innere Stimme gehört
zu haben. Ich erreiche wieder den baumumsäumten Höhenweg nach Wilnsdorf. Der
Weg ist von einer fast 10 cm hohen Schneeschicht bedeckt. Es wird langsam
dunkel und ich schalte meine Stirnlampe ein. Ein weißer Lichtkegel bahnt sich
den Weg durch den Wald. Irgendwie bin ich nun sogar froh, diesen Teil der
Strecke nochmals laufen zu können. Es ist abgesehen von meinen eigenen Schritten
absolut ruhig. Mein Atem treibt regelmäßig kleine Wolken vor mir her, die durch
den Schein der Lampe fast undurchdringlich wirken. Meine sehr langsame
Laufgeschwindigkeit sorgt dafür, dass sich auch meine Adduktoren recht wohl
fühlen und zu keinem Zeitpunkt Grund zum Meckern haben. Es tut richtig gut
draußen zu sein. Ich erreiche in fast absoluter Dunkelheit den Nachbarort Wilnsdorf.
Ich drehe noch eine kleine Runde durch den Ort und laufe dann durch das
Industriegebiet zurück nach Hause. Diese 16 Kilometer waren spannend und
wohltuend zugleich. Genau das macht Laufen für mich aus. Ok ok, diese Art der Spannung
muss mich nicht jedes Mal begleiten, aber langweilige Läufe machen wiederum auch
keinen Spaß.
Der alles entscheidende Drehschalter:
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