Oftmals überhöre ich den Ruf des Abenteuers ganz bewusst. Bestimmt nehme
ich ihn in den meisten Fällen schon gar nicht mehr wahr. Er wird
herausgefiltert, als störend abgewiesen. Falls er doch einmal zu mir
durchdringen sollte, fallen mir meist spontan genug Ausreden ein, um ihn so
schnell wie möglich wieder an den Nagel zu hängen.
Das Soll, der meist
fremdbestimmte Plan regiert meinen Alltag. Denn unabhängig vom Beruf, sind es
auch die Familie und auch die Freizeit in der ich funktionieren soll, wo
Erwartungen ständig darauf warten, erfüllt zu werden.
Das klingt auf den ersten
Blick recht frustrierend. Aber dieses Gefühl in einem Hamsterkäfig gefangen zu
sein, trifft den momentanen Zustand recht genau. Was kann man dagegen tun?
Keine Ahnung. Auch ein Trainingsplan, gerade der für die Bieler Nacht,
erfordert Durchhaltevermögen, Willen, viel Zeit damit er auch wirklich
funktioniert und zum Ziel führt.
Ergänzend dazu passt nachfolgendes Zitat von Sebastien Roch de Chamfort (1741 - 1790)
"Die Vernünftigen halten bloß durch, die Leidenschaftlichen leben."
Nachfolgend einige
Gedanken von Ralf Senftleben:
http://www.zeitzuleben.de
“Der Ruf ist immer da,
meistens leise und dezent, manchmal auch brüllend
laut und unüberhörbar. Ein leiser Ruf:
Geh doch heute mal zu Fuß von der Arbeit nach hause. Das dauert zwar zwei
Stunden, aber hinterher wirst du dich herrlich fühlen. Ein etwas lauterer Ruf:
Mensch, lass doch heute die olle Sauna, angele dir lieber die Nebenrolle in
diesem neuen Kinofilm. Schließlich suchen die Leute wie dich! Oder ein sehr
lauter Ruf: Vergiss den Weihnachtsbesuch bei den nörgeligen Schwiegereltern! Erfüll
dir lieber den Traum, einmal ganz allein zu verreisen. Zum Beispiel
nach Vancouver, darüber hast du doch bei der letzten außerplanmäßigen
Fernsehorgie so einen inspirierenden Bericht gesehen.
Unüberhörbar wird der Ruf zum Abenteuer
meistens dann, wenn der Alltag bereits aus
den Fugen ist und Vernunft und Pläne nicht mehr helfen. Alles
schreit nach Veränderung, das Leben nach einem
Wendepunkt. Wer dem Ruf folgt, betritt unbekanntes Terrain,
durchschreitet Talsohlen, erklettert Gipfel, durchstreift vielleicht sogar die
Unterwelt. Je abenteuerlicher die Reise, desto größer die innere
Wandlung, die der Weg für einen bereit hält.
Der Weg des Abenteuers
mag planlos erscheinen, er verfolgt aber ein wesentliches Ziel,
und zwar Ausgeglichenheit. Vielleicht
bleibt uns der Plan auch bloß verborgen, denn dem Ruf zu folgen bedeutet,
inneren Impulsen und der Intuition zu folgen.
Und die weiß ja bekanntlich am besten, was gut für uns ist und wie wir auf
lange Sicht zu gelassenen, frohen Menschen werden.
Also: Ich muss ja nicht gleich eine
Pilgerreise über den Jakobsweg machen. Aber wenn ich mich in meinem Alltag
öfter mal ganz unplanmäßig verhalte, werden aus schlechten Tagen absolut
grandiose Tage.
Was denken Sie? Wie viel Abenteuer braucht
das Leben und wo ist die Grenze zum ungerichteten Chaos? Wie viel Planung
braucht das Leben, und wo ist die Grenze zum starren Korsett? Vertrauen Sie
spontanen Fügungen? Folgen Sie dem Ruf des Abenteuers?”