7:00 Uhr in der Früh. Ich fahre mit meinem Rennrad in Richtung Siegen-Weidenau nach meinem Arbeitsplatz. Die Inversionswetterlage bestimmt auch heute morgen im Siegerland die Frühtemperaturen. Diese frostigen Bodenwerte machen gerade meinen Zehen am meisten zu schaffen. Ich versuche sie mit dem Ausblick zu beruhigen, dass in 40 Minuten alles überstanden ist. Sie wissen, dass sie sich auf diese Aussage verlassen können. Wir wiegen uns so gegenseitig in einer stets trügerische Sicherheit, da diese nun folgenden 40 Minuten fortwährend mit neuen Überraschungen gespickt sein können. Schon tauchen auf dem Radweg entlang der Sieg meine treuen Begleiter auf. Es sind meist unterschiedliche Gesellen die zur gleichen Zeit den kalten Temperaturen trotzen. Heute Morgen sind es 2 ausgewachsene Schäferhunde. Sie bewegen sicht recht frei an einer Schleppleine angebunden, ca. 8 Meter vor Ihrem Herrchen, auf mich zu. Dabei teilen sie sich den knapp 2,5m breiten Radweg, unter geschickter Nutzung ihrer Leine, sehr gerecht auf. Noch knapp 100 Meter von mir entfernt, scheinen sich die Hunde per Blickkontakt über die nächsten bevorstehenden Sekunden auszutauschen. Sie vermitteln den Eindruck eine gemeinsame Strategie festlegen zu wollen. Inzwischen hat mich auch das Herrchen wahrgenommen. Dies geschah im Vergleich zu seinen Weggefährten wesentlich später. Jetzt beginnt das immer gleiche Spielchen. Ob überhaupt und wenn ja, wann beschließt der Hund bzw. die Hunde mir einen Bruchteil des Radweges freiwillig zu überlassen. Der Leinenhalter hält sich oftmals komplett aus dieser Absprache heraus. Ich drossele, wie immer sobald sich mehrere Fraktionen den Freizeitweg gleichzeitig teilen, ganz bewusst und offensichtlich meine Geschwindigkeit, um jederzeit auf alles reagieren zu können. Inzwischen ist meine Geschwindigkeit jedoch an einem Punkt angekommen, an dem alle meine Gleichgewichtsorgane an die Grenze ihrer technischen Möglichkeiten geraten. Dann jedoch nimmt der Halter die Situation sehr bewusst war und die Ansage an die beiden Schäferschunde klingt geradezu enttäuschend: „Nicht hinterherlaufen, das ist kein Fußball.“ Beruhigt und irritiert zugleich, befahre ich das mehr oder weniger freiwillig gebildete Spalier und frage mich, warum der Hundelenker dies erst auf gleicher Höhe erkennen konnte. Sei’s drum. Dank gegenseitiger Rücksichtnahme klärte sich die Situation zum Glück in Wohlgefallen auf. Diese ungewollte Adrenalinausschüttung sorgte so ganz nebenbei zu einer besseren Durchblutung meiner doch kältegeplagten Zehen. Ungeachtet der realen Gefahr, die sie natürlich komplett im Dunklen verborgen mal wieder nicht realisieren konnten, haben sie mir sofort und unmissverständlich einen Wunschzettel für die nächsten Frostfahrten zukommen lassen.
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