Montag, 12. August 2013

Franz Beckenbauers "Vitaminspritze" ... das war erst der Anfang

Quelle: Spiegel online, dpa

Wie kann es sein, dass in allen Sportarten, in denen es um Millionenbeträge geht, gerade der auch so heilige Fußball bei der Dopingdiskussion keine Leichen im Keller haben soll. Aber seit der Ausstrahlung des "Aktuellen Fußballstudios" am Samstagabend im ZDF nimmt diese Diskussion doch wieder langsam an Fahrt auf. Danke Franz Beckenbauer!

Denn laut Kaiser Franz hat es sich im Fußball damals ja nur um Vitaminspritzen gehandelt. Was genau drin war, will er nicht (mehr) wissen, aber gegen Vitamine kann man ja nichts haben.

Da klingt eine Aussage von Franz Beckenbauer 1977 im Stern noch ein wenig anders:
"Medizinisch ist heute in der Bundesliga praktisch noch alles erlaubt, was den Spieler zu Höchst- und Dauerleistung treibt. (...) Nicht alles was heute im Fußball gemacht wird ist harmlos, die Grenzen zum Doping sind fließend."
Geradezu harmlos und zurückhaltend die Interview-Gestaltung des Moderators Michael Steinbrecher:

Beckenbauer: Natürlich haben wir auch unsere Vitaminspritzen bekommen. Keine Ahnung. Der Doktor hat gesagt: Das ist eine Vitaminspritze.

Steinbrecher: Aber so genau wusste man das nicht.

Beckenbauer: Ist eine Vitaminspritze leistungssteigernd oder ist das Doping? Was ist denn Doping?

Steinbrecher: Also Sie haben etwas bekommen aber wussten nicht genau, was drin war? 
Beckenbauer: Ich bin kein Arzt. Natürlich haben wir auch unsere Vitaminspritzen bekommen.

Man musste den Eindruck gewinnen, das man sich die Geburtstagsparty des Sportstudios nicht mit dem Thema "Doping im Fußball" versauen wollte. Schließlich lebt man auch im ZDF recht gut vom Fußball und von den guten Kontakten in die Chefetagen der millionenschweren Bundesliga-Unternehmen. Außerdem, wer traut sich schon an des Kaisers-Bein zu pinkeln. Ich bin mal gespannt, ob und wann man sich dieser Diskussion nochmals stellen wird. Es klingt ein wenig fadenscheinig die Radprofis und die Leichtathleten unter Generalverdacht zu stellen, aber an dem Brot-und-Butter-Sport Fußball, wo es um noch viel mehr Geld geht, keine Zweifel zu hegen.

Quelle: Stern  und Spiegel Online

Hier geht es zum Video der "Heiligsprechung"  in der ZDF-Mediathek (ab Minute 10:15)

Ein Interview im Schonwaschgang ... "Beckenbauer wirkt von den Fragen und dem zunehmenden Geraune im Publikum sichtlich genervt, doch dann wird aus dem Journalisten Steinbrecher wieder der Gastgeber Steinbrecher." Toll, so gerade nochmal die Kurve bekommen.

Wie lasch der ausgehandelte Vertrag zwischen der Nada und dem DFB tatsächlich ist, kann man an den nackten Zahlen ablesen:

"Die Kontrollen verteilen sich auf alle Teams aus Bundesliga, 2. Liga sowie die A-Nationalmannschaft und alle Juniorenteams des DFB. Im Schnitt muss jeder der 36 Profivereine also mit weniger als zwei Besuchen der Nada-Tester rechnen, bei denen auch Bluttests vorgenommen werden. Alle anderen Kontrollen sind Urinproben. Zum Vergleich: Bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Moskau werden rund 1900 Bluttests bei den Teilnehmern vorgenommen.

DFB-Vize Rainer Koch hob die abschreckende Wirkung hervor und betonte, dass die Anzahl der Bluttests von der Nada festgelegt würde. Die Nada kann allerdings nur so viel Geld ausgeben, wie sie vom DFB bekommt. Das sollen rund 200.000 Euro sein. Dazu Koch weiter: "Man wird immer mit der Forderung konfrontiert, dass mehr Geld zur Verfügung gestellt wird. Der Vertrag ist gerade einvernehmlich geschlossen worden." "

Quelle: Spiegel Online

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