Dienstag, 13. August 2013

Die Doppelmoral - Noch ein Selbstverständnis neben den sogenannten Vitaminspritzen im Fußball

Welcher Sportfan kommt auf die Idee, ein Mitglied der eigenen Mannschaft auszupfeifen oder ihm gar Gewalt anzudrohen? 
Wer glaubt sich durch den Erwerb einer Eintrittskarte das Recht erkauft zu haben die Würde eines Sportlers mit Füßen zu treten? 
Wer trauerte gestern über Robert Enke und gelobte Besserung?

Hmm .... Wo gibt es derartiges menschliches Fehlverhalten? 

Die Doppelmoral im Fall  "Tobias Levels":

"Im November werden es vier Jahre, seit sich Torhüter Robert Enke das Leben genommen hat. Sein Name wird auf ewig mit dem riesigen Druck verbunden sein, der im Profifußball herrscht. Damals saß gefühlt ganz Deutschland trauernd vor den Fernsehern. Fassungslos darüber, dass ein junger Mensch an diesem Druck zerbrochen war.
Rein statistisch betrachtet wird auch ein Teil der Menschen, die Tobias Levels vergangenen Freitag nach seinem Stellungsfehler gegen den TSV 1860 München mit Pfiffen bedacht haben, damals vor dem Fernseher gesessen sein. Diese Menschen haben offensichtlich wenig aus der Tragödie um Robert Enke gelernt. Denn es sind nicht nur die Vereine oder die Presse, die Druck auf Spieler ausüben. Es sind auch die Fans.

Die Würde kauft man nicht mit

In Levels' Fall verschiebt sich der Fokus allerdings von den Fans in der Kurve, den Ultras, den sogenannten Problemfans hin zu den Mittelklassefans auf den teureren Sitzplätzen. Dort hat sich Doppelmoral breitgemacht. Wo augenscheinlich brave Bürger im Alltag vermutlich nicht einmal laut werden, glauben sie am Eingang des Fußballstadions das Korsett des Anstands ablegen zu können. Schlimmer noch: Sie glauben, sich mit ihren 50 Euro Eintritt die Würde jedes einzelnen Spielers "ihrer" Mannschaft erkauft zu haben. Das ist ein gefährliches Besitzdenken. Es entmenschlicht die Spieler. Sie werden zu Instrumenten. Hölzerne Kicker-Männchen, die sich so zu verhalten haben, wie es dem Fan gefällt. Es ist so banal, dass man es eigentlich nicht aufschreiben müsste, aber auch Spieler haben Gefühle. Sie sind nach einem Fehler, wie er Tobias Levels passiert ist, enttäuscht und angreifbar. In diesen Momenten brauchen sie die Unterstützung der Fans am meisten. Wenn ihnen dieser Liebesbeweis verweigert wird und er sogar in Hass umschlägt, entsteht Druck, mit dem schwieriger umzugehen ist als mit jeder Standpauke des Trainers."

Quelle: WEB.DE Redakteurin Sabrina Kammerer

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